Saisonalität und Trends
Seit Jahrzehnten liefert mancher Monat des Börsenjahres nahezu kontinuierlich Erträge, während in anderen Kalenderabschnitten offenbar ein großer Bogen um Aktieninvestments gemacht werden sollte. Beispielsweise sind zum Jahresende oder im April überwiegend positive DAX-Entwicklungen zu beobachten, während der September in den vergangenen 55 Jahren alles andere als ein guter Monat für Anleger war.
Alljährlich wird daher zumindest heiß diskutiert, ob beispielsweise die Börsenweisheit „Sell in May“ noch von Bedeutung ist oder eine ertragreiche „Jahresendrallye“ in den Startlöchern steht.
Um die etwaigen Regelmäßigkeiten auszunutzen, halten sich Strategiekonzepte auf der Basis von saisonalen Mustern in jenen Monaten von der Börse fern, die in der Vergangenheit überwiegend negative Renditen geliefert haben. Zum Beispiel pausiert der DAXplus Seasonal Strategy Index immer im August und September. Mit diesem einfachen Vorgehen erzielt das Strategie-Barometer bisher erfolgreich eine langfristige Überrendite gegenüber dem deutschen Standardwerte-Index DAX.
Die alleinige Ausrichtung am Kalender lässt die Börsentendenzen im Einzelfall jedoch völlig unberücksichtigt. Weshalb sollte man in vermeintlich schlechten Börsenmonaten wie dem September regelmäßig aussteigen, obwohl die Märkte mitunter keinerlei Anzeichen einer September-Schwäche zeigen? So gab es etwa im Jahr 2013 keinen triftigen Grund für eine herbstliche Investitionspause. Auf der anderen Seite gibt es in Baisse-Jahren mit hartnäckigen Abwärtstrends gute Gründe zum Abwarten, statt blind auf eine Erholung in den statistisch starken Börsenmonaten zu setzen. Beispielsweise stand 2008 auch das Jahresende unter keinem guten Stern, wenngleich sich die aufgewühlte Stimmung hier im Einklang mit der positiven Saisonalität vorübergehend etwas beruhigte.
Um neben dem Blick auf den Kalender auch die aktuelle Börsenrealität zu beachten, setzt die Trend-Saisonalstrategie daher auf einen Abgleich mit den erkennbaren Tendenzen am Aktienmarkt. Damit steigen die Chancen, dass man nur in wirklich aussichtsreichen Situationen investiert und eine neutrale Haltung auf Börsenphasen beschränkt, die tatsächlich keine größeren Chancen bieten.
Die vielversprechenden Ergebnisse legen nahe, dass sich eine Berücksichtigung der Strategie durchaus lohnen kann. Bemerkenswert ist hierbei, dass für alle Basiswerte das identische Regelwerk verwendet wird. Die Einstellungen sind also nicht etwa für den jeweiligen Titel optimiert.
Die Trend-Saisonalstrategie hält in den verschiedensten Basiswerten meist nur zu 50 bis 60 Prozent der Gesamthistorie Positionen. Dennoch wurde in allen Rückrechnungen auf die Berücksichtigung von Zinserträgen in den oft monatelangen Desinvestitionsphasen verzichtet. Sollten in Zukunft wieder nennenswerte, sichere Zinsen mit täglich verfügbaren Einlagen erzielbar sein, würden die zusätzlich auflaufenden Erträge der Trend-Saisonalstrategie zu noch mehr Attraktivität verhelfen.
Beispiele für Backtestings
Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.